Stellung zur Judenfrage

Im Jahre 1926 erschien im Evangelischen Gemeindeblatt Nürnberg ein dreiteiliger Artikel Hans Meisers, damals Rektor des Nürnberger Predigerseminars. Er war gebeten worden, zur so genannten „Judenfrage“ Stellung zu nehmen. Meisers Beitrag sollte als grundsätzliche Stellungnahme im Sinne einer Klärung und Richtungsgebung verstanden werden (Haberer, S. 49).

Dieser in sich selbst widersprüchliche Aufsatz ist letztlich nicht einzuordnen. Das liegt daran, dass der Autor die konservativ-antisemitische Stimmung der Bevölkerung aufnehmend sich zunächst sehr drastisch gegenüber dem Judentum äußert, um sodann Worte wie diese zu finden: „Vor allem können wir denen keine Gefolgschaft leisten, die Juden bloß um ihrer Rasse willen von vorneherein und ohne Ausnahme als minderwertige Menschen ansehen… Gott hat uns nicht zur gegenseitigen Vernichtung, sondern zum gegenseitigen Dienst und zur gegenseitigen Förderung geschaffen… Der Kampf gegen das Judentum hat unter uns solche Formen angenommen, dass alle ernsten Christen förmlich genötigt sind, sich schützend vor die Juden zu stellen.“ Trotz dieser versöhnlichen Aussagen kann man in Meisers zuvor in diesem Artikel geäußerten Ansichten unschwer antisemitische Tendenzen erkennen. Dem steht allerdings gegenüber, dass es nach 1926 keine weiteren Worte dieser Art von ihm mehr gibt, sondern er in das Gegenteil umschlägt, speziell während der Jahre 1933 – 1945 und auch danach. So ist festzuhalten, dass Meisers Ansichten eine „antisemitische Grundhaltung“ erkennen lassen. Dem steht allerdings gegenüber, dass Meiser

• das Alte Testament als Grundlage des christlichen Glaubens gegen alle Staatsgewalt vehement verteidigt;
• die Arbeit der bayerischen Hilfsstellen des „Büro Grüber“ seit 1938 ideell und finanziell unterstützt (dazu später mehr);
• im Jahre 1938 nichtarische Pfarrer (Zwanzger, Jordan) einsetzt, um verfolgten Juden zu helfen (auch dazu später mehr); durch die Münchener und Nürnberger Hilfsstellen werden nachweislich mindestens 126 Nichtarier vor den Nazis gerettet;
• immer wieder bei den höchsten staatlichen Stellen gegen die Deportation Einspruch erhebt, wenn auch vergeblich;
• die Juden das Volk Gottes nennt (Rundfunkpredigt 15.6.1952).

Im „Stürmer“ (Nr. 32, 8/1935) sowie in der Zeitung „Der SA-Mann“ vom 26.6.1936 (!) wurde Meiser als Judenfreund angegriffen, da er im lutherischen Missionsbuch 1935 zur Haltung von Christen gegenüber Juden wie folgt zitiert wurde:
„Als Christen sollen wir Juden

1. mit Freundlichkeit grüßen,
2. mit Selbstverleugnung tragen,
3. durch hoffende Geduld stärken,
4. mit wahrer Liebe erquicken,
5. durch anhaltende Fürbitte retten!“

Welches Wagnis Hans Meiser bei der Frage nach der Nichtarierbetreuung einging, mag aus den folgenden Worten und Dokumenten hervorgehen. So schreibt Helmut Baier in seinem Werk „Kirche in Not“ (S.227 f.): „Nachdem sich Ende 1938 die Hilfe für nichtarische Evangelische Christen auf Betreiben Pastor Grübers auch in Bayern mehr und mehr institutionalisiert hatte, war ab Januar 1939 den Pfarrern Zwanzger in München und Jordan in Nürnberg, als Geistliche des Vereins für Innere Mission selbst von den Auswirkungen der teuflischen Nürnberger Gesetze betroffen, die Organisation der Hilfsarbeit übertragen worden. Nach der berüchtigten Reichskristallnacht spielte in der Kirchenleitung auch der Gedanke eine Rolle, diese nun unmittelbar bedrohten Geistlichen in gewisser Weise zu schützen. Die Frage muss offen bleiben, ob ‚reine Arier‘ manche Belange ihrer ‚Abstammung‘ nicht besser hätten vertreten können; in München war nicht an eine Absonderung judenchristlicher Gemeinden gedacht. München und Nürnberg wurden zu Vertrauensstellen des ‚Büro Grüber‘. Kurzfristig waren beide von der Landeskirche für diese Arbeit freigestellt worden, ohne dass z.B. der Landesverein für Innere Mission in Nürnberg genau wusste, was er mit dem neuen Mitarbeiter, dessen persönliche Lebensgeschichte voller Tragik war, überhaupt anfangen sollte… In Nürnberg hatte sich bereits vor dem Aufzug Jordans der Leiter der Stadtmission, Pfarrer Nagengast, in privater Initiative des Elends evangelischer Nichtarier intensiv angenommen, der nun aus dieser Arbeit gedrängt war.

Beide Geistlichen wollten und sollten kein Ghettopfarramt aufbauen. Seelsorge, Fürsorge und Amtshandlungen an Nichtariern blieben den einzelnen Pfarrern vorbehalten, und diese hatten ihre jeweilige Einstellung vor Gott und ihrem Gewissen zu vertreten. Nur in Fragen, die über den Bereich eines Pfarramtes hinausgingen, halfen die beiden nichtarischen Geistlichen. Ihre Arbeit gestaltete sich der geringen Befugnisse wegen, mit denen sie ausgestattet waren, sehr schwierig. Der Landeskirchenrat beteiligte sich an dieser Hilfsarbeit mit einem jährlichen Zuschuss von 10 000 RM, d.h. er trug die finanzielle Last. Damit war die Not der evangelischen Nichtarier zur Sache der gesamten Landeskirche geworden. Den Krieg über bestand die Gefahr, dass durch die Betreuung, die sich in den Räumen der Inneren Mission abspielte und der Gestapo selbstverständlich bekannt war, die gesamte Tätigkeit der Inneren Mission verboten werden könnte.“

Eine der wichtigsten Quellen zum Handeln der bayerischen Landeskirche findet sich im Bericht von Pfarrer Zwanzger vom 25.8.1945 an den Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenrat. Er ist abgedruckt in dem Werk „Apokalyptisches Wetterleuchten“ von Heinrich Schmid. Hier der Wortlaut:

Zur Information, unter welchen Bedingungen und Aussichten die Arbeit für die „Brüder und Schwestern aus Israel“ getan werden musste, sei der zusammenfassende Bericht mitgeteilt, den der von der bayerischen Landeskirche aufgestellte Beauftragte zur Betreuung der „nichtarischen Christen“ nach Abschluss seiner Tätigkeit erstattet hat.

Pfarrer Johannes Zwanzger München, den 25.8.1945
An den Ev.-Luth. Landeskirchenrat München, Himmelreichstraße 3
Betreff: Betreuung der nichtarischen Christen

Nachdem durch den Zusammenbruch in diesem Jahr ein grundlegender Wechsel in der Lage der Nichtarier eingetreten ist, ist es wohl angebracht, über die Betreuung der nichtarischen Christen einen abschließenden Bericht zu geben.

Dieser Bericht gliedert sich nach den drei Hauptperioden der Arbeit: 1933 – 1938, 1939 – 1941, 1942 – 1945

1933 – 1938

Die Einführung des Arierparagraphen bedeutete für die Kirche die Frage, wie weit in ihrer Mitte das Taufsakrament ernst genommen wird oder nicht. Darauf wies mit sehr großem Nachdruck Herr Pfarrer Hofmann in einem Vortrag auf der Münchner Kapitelskonferenz hin, als er im Jahre 1939 sagte: ‚Ich bin überzeugt, dass sich für die Kirche an der Frage, wie sie sich ihren nichtarischen Gliedern gegenüber verhält, viel mehr entscheidet, als wir jetzt sehen können. Es geht ja darum, ob das Sakrament der Taufe ernst genommen wird oder nicht.‘ Darum konnte die Betreuung der christlichen Nichtarier nicht nur Sache der jüdischen Organisationen sein, wie es der damalige Staat zuletzt verlangte, auch nicht des vorübergehend zugelassenen Paulusbundes, sondern musste von der Kirche selbst in Angriff genommen werden. Zu der grundsätzlichen Frage kam dann noch die rein praktische Frage barmherziger Hilfeleistung angesichts der abgrundtiefen Not und der grenzenlosen Verzweiflung all der Menschen, die buchstäblich unter Räuber und Mörder gefallen waren. Die Einzelheiten darüber sind ja heute so bekannt, dass sie hier nicht alle aufgezählt zu werden brauchen. Angesichts der Einstellung des Staates und der Partei zu diesen Dingen war es ein sehr großes Wagnis, als Herr Pfarrer Hofmann vom Verein für Innere Mission in München zunächst für München an die Betreuung der nichtarischen Christen ging. Er gab damit den Anstoß zu einer Arbeit, die sich über ganz Bayern ausdehnte. Diese Arbeit konnte bei den damaligen Verhältnissen das ganze Werk der Inneren Mission gefährden. Diese Gefahr bestand die ganzen Jahre über, weil die Hauptbetreuung der Nichtarier in München wie in Nürnberg zum größten Teil sich in den Räumen der Inneren Mission abspielte. Der Unterzeichnete möchte daher auch an dieser Stelle Herrn Pfarrer Hofmann sehr herzlich dafür danken, dass er um der Sache der Nichtarier willen niemals gezögert hat, Räume und Werke der Münchner Inneren Mission zur Verfügung zu stellen. Das gleiche gilt auch von Herrn Pfarrer Heuninger, durch dessen Mithilfe manche scheinbar ausweglose Sache gemeistert werden konnte. Ebenso dankbar sei erwähnt, dass der damalige Vorsitzende des Vereins für Innere Mission, der Verlagsbuchhändler Herr Dr. Oldenbourg, ohne Zögern mit dieser Arbeit einverstanden war und sie in jeder Beziehung förderte. Persönlichen Dank schuldet der Unterzeichnete Herrn Dekan Kirchenrat D. Langenfaß und den Münchner Kollegen, die mit sehr großem Verständnis und, soweit dies möglich war, mit tatkräftiger Hilfe meine Arbeit unterstützten. Nach den Judenprogromen 1938 nahm die Not der Nichtarier einen solchen Umfang an, dass diese Arbeit nicht mehr von Herrn Pfarrer Hofmann neben seiner übrigen großen Arbeit durchgeführt werden konnte.

So kam es im Dezember 1938 dazu, dass Herr Landesbischof D. Meiser Herrn Pfarrer Jordan nach Nürnberg und den Unterzeichneten nach München in diesen besonderen Dienst berief. Die bayerische Landeskirche übernahm die ganze finanzielle Last dieser Arbeit … Bei Zusammenkünften im Büro Grüber (die entsprechende Stelle in Berlin) bekam ich von anderen Mitarbeitern aus dem Reich immer wieder zu hören, wie hoch sie es unserem Herrn Landesbischof D. Meiser anrechneten, dass er das Ansehen der ganzen bayerischen Landeskirche hinter diese Arbeit stellte. Sie betrachteten dies als eine moralische Stärkung für diese Tätigkeit im ganzen Reich.

1939 – 1941

1. Die Zusammenarbeit mit Amts- und Dienststellen

Die Betreuung der Nichtarier geschah hier nicht in isoliertem Rahmen, sondern in stetiger und reibungsloser Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer des hiesigen Caritasverbandes, Herrn Kett, mit den hiesigen Quäkern, Herrn und Frau Dr. Cohen, und dazu mit Herrn Clasen vom Ackermannschen Kunstverlag, weiter mit den vom damaligen Staat aufgestellten jüdischen Stellen. Sehr wichtig und wertvoll war das Büro Grüber in Berlin. Bei den Behörden hatte es der Unterzeichnete hauptsächlich mit den Beauftragten des Gauleiters zu tun, die auf alle meine Vorstellungen hin entweder mit Hohn und Spott oder mit Beschimpfungen und Drohungen reagierten. Eine rühmliche Ausnahme war zum Beispiel der Stadtschuldirektor Graßl im Rathaus, der trotz seines goldenen Parteiabzeichens mit großer Aufmerksamkeit und Freundlichkeit meine Anliegen entgegennahm.

2. Der Umfang und die Art der Arbeit

Der Kreis der Betreuten ging im Laufe der Jahre in die Hunderte.

Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges stand natürlich die Auswanderungsfrage im Vordergrund. Von den von mir Betreuten konnten bis Kriegsausbruch 48 Personen auswandern, darnach nur noch 17, die letzten im September 1940. Aufs Ganze gesehen eine kleine Zahl, aber dahinter steht eine Unsumme von Mühen, Schreibereien, Rückschlägen und Enttäuschungen. Aber es sind 65 gerettete Menschenleben. Die meisten von ihnen gingen mit nichts anderem aus dem Land als mit 10.-RM und einem Köfferchen voll Habe, fast so, wie man später viele aus den Luftschutzkellern gehen sah. Alles andere mussten die Auswanderer zurücklassen. Bei den Bemühungen um die Auswanderung wurde ich in sehr freundlicher Weise von dem Leiter der amtlichen Auswanderungsstelle in der Kanalstraße, dem Herrn Engelmann aus Gräfelfing, unterstützt.

Die Art und Weise, mit der diese Auswanderungen vollzogen wurden, grenzten manchmal an Menschenhandel. So konnte ich im Jahre 1939 einen christlichen Nichtarier, der sich im KZ Buchenwald befand, nur dadurch zur Auswanderung bringen, dass 5000.- RM aufgebracht und bei der Gestapo hinterlegt wurden. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges bedeutete einen neuen Abschnitt in der Lage der Nichtarier. Die Juden sollten endgültig liquidiert werden. Hinauswurf aus den Wohnungen, Ghettos, Davidstern, Verbot, bestimmte Plätze, Räume und Geschäfte zu betreten, keine Kleiderkarte, kein Telephon, kein Radio, alle möglichen Beschlagnahmungen, einschneidende Ausgangsbeschränkungen, keine Eisenbahn- und Straßenbahnfahrterlaubnis, Verweigerung des Ehrensoldes an Inhaber von goldenen Tapferkeitsmedaillen, Verbot der Beerdigung christlicher Nichtarier auf städtischen Friedhöfen usw., sind eine kleine Auswahl der Vorgänge, die sich außerhalb der KZ abspielten. Rechtlosigkeit und Schutzlosigkeit in immer steigendem Maße.

Eine gewisse Ausnahme genossen die so genannten privilegierten Mischehen.

Alle diese Maßnahmen trieben die gleichen Menschen immer wieder zu uns um Rat, Hilfe und Fürsprache. Doch wie wenig konnte da allein mit Geld geholfen werden! Die Selbstmorde häuften sich. Je länger der Krieg dauerte, um so stärker trat die seelsorgerliche Seite der Arbeit in den Vordergrund. Dies geschah durch schriftliche Grüße des Unterzeichneten an die ihm bekannten Nicht-Arier, durch regelmäßige Krankenbesuche der evangelischen Kranken im jüdischen Krankenhaus, zum Teil auch durch Hausbesuche und auch durch Verteilung geeigneten Schrifttums. Daneben aber wurde nicht versäumt, unablässig auf Wege und Mittel zu sinnen, um im einzelnen Falle zu helfen. Und es konnte auch immer wieder Einzelnen geholfen werden, sei es, dass man auch noch in diesem Stadium des Krieges einen in einer Anstalt oder sonst wie unterbrachte, anderen Arbeit verschaffte, bis die Zwangsarbeit kam. Mancher konnte auch den Nachstellungen der Partei entzogen werden. Aber immer wieder hatte man das Gefühl der Hilflosigkeit einer großen Not gegenüber.

1941 – 1945

Eine Katastrophe bedeutete es, als im Jahre 1940 das Büro Grüber in Berlin von der Gestapo geschlossen wurde und Pfarrer Grüber mit seinem Mitarbeiter Pfarrer Sylten nach Dachau verbracht wurden. Dort kam auch Herr Pfarrer Sylten ums Leben.

Dies war aber nur der Beginn einer noch größeren Katastrophe Ende 1941, die mit der so genannten Umsiedlung begann und in den Vernichtungslagern endete.

Im Oktober 1941 wurde der Unterzeichnete zur Wehrmacht einberufen. Herr Pfarrer Hofmann übernahm wieder die Arbeit und konnte zusammen mit Herrn Pfarrer Henninger auch um diese Zeit verschiedenen Menschen helfen bis hin zu dem Kind, das als ‚Findlingskind‘ wie einst Moses in Ägypten vor dem Tode bewahrt wurde.

Inzwischen hatten die Deportationen begonnen. Die erste hatte schon nach dem Polenfeldzug 1939 in die Gegend von Lublin stattgefunden. Für die Zurückgebliebenen kam dann die Zwangsarbeit unter sehr entwürdigenden Bedingungen. Es musste dabei weithin ‚freiwillig‘ auf jede Entlohnung, Kranken- und Unfallversicherung verzichtet werden. Später wurden dann auch die Halbarier in Zwangsarbeitslager und KZ verschleppt.

Die größte Deportation begann hier im November 1941. Von da an verschwanden auch Hunderte christliche Nichtarier spurlos. Vergebens erhob Herr Pfarrer Hofmann bei den zuständigen Stellen Einspruch dagegen. Vergeblich waren auch alle Vorstellungen des Herrn Landesbischofs D. Meiser und des Herrn Landesbischofs D. Wurm bei den höchsten staatlichen Stellen.

Wie viele der damals von uns Betreuten heute noch am Leben sind, lässt sich zur Zeit nicht übersehen. Aus Theresienstadt konnten verschiedene christliche Nichtarier zurückkehren.

Welche seelischen Auswirkungen diese ganzen Vorgänge der letzten zwölf Jahre gehabt haben, sieht man ja heute.

Ernste und fromme Naturen unter den Betroffenen haben diese Erlebnisse als Heimsuchung Gottes angesehen und als ein Stück der Verwirklichung seiner Absichten mit dem Volke Israel. Ahnungsvoll schrieb im Jahre 1940 ein Jude: ‚Gott ist uns nah, wohin wir immer gehen, wenn wir uns Seinem Rufe nicht verschließen. Der große Kreislauf unserer Wanderungen wird sich vollenden, wie uns Gott gelehrt, dann ist der letzte schwere Weg bezwungen, den Er uns führte: wir sind heimgekehrt.‘ (W. I. Blumenthal im jüd. Nachr.-Bl. 1940)

Oder es sei ein Satz aus einem Brief zitiert, den der Unterzeichnete kürzlich von einem christlichen Nichtarier erhielt:

Viel Arbeit, aber gottlob eine Aufgabe, die Freude macht. Vor allem kann ich manchem Bittenden helfen und das ist Gottes Segen, dass ich dies kann und darf.‘

Oder es sagte zu mir ein Nichtarier, der einen größeren Wirkungskreis jetzt gefunden hatte, dass er seine Tätigkeit ohne Rachsucht ausüben wolle. So sind nicht alle Nichtarier dem gegenwärtigen Vergeltungswahn unterlegen. Das ist wohl ein Stück Segen, den Gott auf diese wahrlich nicht leichte Arbeit für und an den Nichtariern gelegt hat.

Abschließend darf gesagt werden, dass die Einrichtung des kirchlichen Hilfswerkes für die Nichtarier in verschiedenen Fällen wirkliche Hilfe hat bringen und Menschen vor dem sicheren Tode bewahren können. Aber die Zahl der Schwierigkeiten war so groß, dass oft alle Mühe vergeblich war. Das war tief bedrückend für den, der in dieser Arbeit stand. Die meisten Betreuten haben diesen Dienst der Kirche mit großem Dank hingenommen. Diesen Dank darf der Unterzeichnete von ganzem Herzen weitergeben an den Herrn Landesbischof D. Meiser und an den Landesführer der Inneren Mission, Herrn Oberkirchenrat Greifenstein, von denen der Unterzeichnete viel Hilfe und Förderung in seinem nicht leichten Werk hat erfahren dürfen. /. Zwanzger, Pfarrer.“

Der vom Ökumenischen Rat herausgegebene Bericht fasst das ganze Geschehen in folgendem Urteil zusammen:

 

„Christen haben den Juden in Deutschland weit mehr Hilfe geleistet, als nach außen bekannt werden konnte. Die vielen, die sich für ihre Brüder und Schwestern jüdischer Abstammung einsetzten, wagten dabei aber ihr eigenes Leben, und so mancher unter ihnen hat für seine Bruderliebe Verfolgung, Gefängnis und auch den Tod erleiden müssen. Zu manchem Zeugnis der Kirche, das schwach erscheinen mag, gehörte in der damaligen Lage großer Bekennermut. Um manches Zeugnis wurde gerungen und darunter gelitten, wenn das rechte Wort nicht zur rechten Stunde geschenkt wurde. Die Bekennende Kirche weiß um ihre Schuld. Und trotzdem hat diese kleine angefochtene Kirche in Deutschland anderen Kirchen geholfen, die Judenfrage rascher und klarer als Christusfrage zu verstehen; denn die Frage nach Israel ist der Kirche Christi überall in der Welt gestellt.“

 

So weit Heinrich Schmid.

Durch verschiedenste Zeugnisse ist belegt, dass Landesbischof Meiser und der Landeskirchenrat immer wieder Juden versteckte, sie mit finanziellen Mitteln zur Flucht ausstattete oder aber ihre Flucht vorbereitete. Dass dies im Verborgenen geschehen musste, versteht sich von selbst. Dass Meiser aber nicht öffentlich gegen die Verfolgung protestierte, wird ihm von vielen Seiten übel genommen. Er selbst äußerte sich Ostern 1943 gegenüber einer kleinen Gruppe, die ihn bat, seine Stimme gegen die Verfolgungen öffentlich zu erheben, folgendermaßen: Er verurteile die schrecklichen Dinge, die in Polen und in den Konzentrationslagern geschehen, könne aber nichts dagegen unternehmen. Wenn er offiziell Stellung bezöge, würde er verhaftet und den Juden wäre damit nicht geholfen, wahrscheinlich würde ihre Verfolgung sogar noch schlimmer werden. Dann wies er darauf hin, dass die Kirche im Verborgenen wirke und schon viele Juden, nicht nur christliche Nichtarier, in die Schweiz oder nach Schweden gebracht habe. Man übergab Meiser auch ein Memorandum mit der Bitte um Protest bei den zuständigen Behörden. Diese Denkschrift gelangte in die Schweiz, wo sie im Evangelischen Pressedienst abgedruckt wurde. Auf diesem Weg erlangte der NS-Staat Kenntnis von dem Schreiben. Meiser wurde aufgefordert, die Verfasser zu benennen. Er tat es nicht.

Dass er von den Machthabern immer wieder misstrauisch beobachtet wurde, wusste Meiser spätestens seit 1934. Wie schnell die Staatsgewalt zuschlagen konnte, war ihm aus den eingangs geschilderten Ereignissen bekannt. Was also hätte er tun sollen? Hätte er doch zum Märtyrer werden sollen? Selbst wenn er es gewollt hätte, wäre es ihm wohl nicht gelungen. Denn der Mythos des Märtyrers sieht vor, dass solche sich unter Personen mit leitender Gesamtverantwortung kaum ausmachen lassen. Generell ist anzumerken, dass nur einzelne Pfarrer, Soldaten, Polizisten, Bürger zu Helden oder Märtyrern taugen, dass man sie aber eben unter Bischöfen, Generälen, Polizeioberen oder Politikern zumeist nicht findet, weil diesen ihre „übergeordnete“ Stellung dazu nicht die Möglichkeit bietet. Die Märtyrer des Nahen Ostens z.B., die ihr Leben für die Sache freiwillig hingeben, sind nicht die Anführer der jeweiligen Bewegung, sondern rekrutieren sich aus deren Mitgliedern.

Schon 1934 zögerte Meiser nicht, offiziellen Protest gegen die Diskriminierung von Juden zu erheben. Der Anlass hierfür war, dass in Ansbach Handzettel verteilt wurden, auf denen folgendes stand:

An die NSDAP Kreisleitung
Ansbach-Feuchtwangen
Ansbach

Ich gebe hiermit die ehrenwörtliche Erklärung, dass ich von jetzt ab und in alle Zukunft nie mit einem Juden oder einem Helfershelfer von Juden ein Handelsgeschäft irgendwelcher Art abschließen werde. Ich werde niemals ein jüdisches Geschäft betreten und ich werde auch jeden Juden, der mein Anwesen oder meine Wohnung betreten sollte, wegweisen.

Einen jüdischen Arzt oder einen jüdischen Rechtsanwalt werde ich ebenfalls nicht konsultieren.

Ich werde auch dafür sorgen, dass aus meiner Familie, meiner Verwandtschaft und meinem Bekanntenkreise (sic) niemand zu einem Juden geht. Ich bin davon unterrichtet, dass ich Gelegenheit habe, mich in meiner Ortschaft durch Einsicht in ein Verzeichnis davon zu überzeugen, welche Juden und welche jüdischen Geschäfte im Kreis Ansbach-Feuchtwangen existieren.

Ich bin weiter davon unterrichtet, dass ich, falls ich diese Versprechung nicht halten sollte, oder falls ich versuchen sollte, dasselbe zu umgehen, sofort aus der Partei / SA / aus dem Gemeinderat / aus der NS-Organisation / ausgeschlossen werde (Nichtzureffende ist zu durchstreichen) und dass ich öffentlich in Wort und Schrift als Ehrenwortbrecher und Lump bezeichnet werden kann.

(Ort)…………………………………., den …………….März 1934
(Unterschrift)………………………………………………………………..

Darauf reagierte Meiser sofort (am 21.3.1934) mit einem Protestbrief an den bayerischen Ministerpräsidenten Siebert, in dem es heißt:

„…Wir sind davon unterrichtet, dass die Aufforderung zur Unterzeichnung des Handzettels in weiten Kreisen ungeheure Erregung hervorgerufen hat. Wir wollen darauf verzichten des Näheren auszuführen, in welch krasser Weise die Aufforderung zu der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schädigung der Juden den Gesetzen christlichen Handelns zuwiderläuft; wir halten uns aber für verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass das in der Aufforderung enthaltene Ansinnen gerade die besten Teile der Bevölkerung, die sich aus voller Überzeugung dem Nationalsozialismus und dem Dritten Reich erschlossen haben, in einen unerträglichen Gewissenskonflikt bringt und damit wohl vielfach in eine ablehnende Haltung gegenüber dem heutigen Staat. Wir bitten mit allem Ernst, dahin zu wirken, dass die Verbreitung der Aufforderung unverzüglich eingestellt wird, damit nicht unabsehbarer Schaden erwachse.“

In der 1998 von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern verabschiedeten Erklärung „Christen und Juden“, mit der ein Neuanfang in der Beziehung zwischen beiden Religionen gesetzt werden sollte, fehlt der Name Meiser gänzlich. Dies zeigt, wie schwer man sich tut, das Handeln des Bischofs, der 1934 von den Nazis noch als „Judenknecht“ beschimpft worden war, heute einzuordnen, obwohl er gerade mit seiner Politik die Kirche vor dem sicheren Untergang rettete.

Mit dem Vorwurf, zu wenig zur Rettung der Juden unternommen zu haben, sah sich bekanntlich auch Papst Pius XII. konfrontiert. Auch dessen Handeln war – wenn auch wesentlich stärker als bei Hans Meiser – von taktischen Überlegungen geprägt. Dazu vermerkt der SPIEGEL in seiner Ausgabe vom 24.4.2000:

„Offiziell wurde die Politik der leisen Töne mit dem Gebot der Zurückhaltung begründet, um größere Übel zu verhüten. So verwies Pius XII. auf das Schicksal holländischer Juden, die im Sommer 1942 angeblich nur deshalb nach Auschwitz deportiert wurden, weil die Bischöfe öffentlich protestiert hatten. Die Zeitungen berichteten damals in großer Aufmachung, und der Heilige Vater, erinnerte sich seine deutsche Haushälterin Pascalina Lehnert, sei ‚kreidebleich‘ geworden und habe in der Küche ‚zwei große, eng beschriebene Bögen‘ verbrannt – offenbar das Manuskript eines Papst-Protestes ‚gegen die grauenhafte Judenverfolgung‘, der eigentlich im ‚Osservatore Romano‘ hätte erscheinen sollen. Pius XII. sagte, laut Pascalina Lehnert: ‚Aber wenn der Brief der holländischen Bischöfe 40.000 Menschenleben kostete, so würde mein Protest vielleicht 200.000 Menschenleben fordern.‘ Es sei also ‚besser, in der Öffentlichkeit zu schweigen‘.“

Ein im Jahr 2001 in Italien erschienenes Buch des Journalisten Andrea Tornielli mit dem Titel „Pius XII. – der Papst der Juden“ behauptet sogar, dass Pacelli mehr Juden gerettet habe als jeder andere. Und einer Meldung von FOCUS 35/2001 zufolge habe der frühere italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti nach Einsicht in die Akte des Heiligen Stuhls bekannt gegeben: „Es gab Hitler-Befehle, den Papst zu entführen und den Vatikan in Schutt und Asche zu legen.“

Die Verfasser dieser Worte sind sich bewusst, wie kompliziert dieses Thema – vor allem im Hinblick auf das Verhalten Pius‘ XII -. ist. Sie hoffen aber, dass die mittlerweile genehmigte Öffnung der Geheimakten des Vatikans eine endgültige Klärung bringen wird. Generell aber ist zu bedenken (und der Vergleich sei an dieser Stelle erlaubt): Wenn jemand sieht, dass sowohl seine Mutter wie auch seine Großmutter vom Ertrinken bedroht sind, wen wird er dann zuerst retten wollen? Es gilt nämlich zu bedenken, dass die Kirchen und ihre Vertreter bei allen Aktionen, die sie zur Rettung Verfolgter unternahmen, stets Gefahr liefen, ihre Pläne nicht (oder nicht mehr) verwirklichen zu können, da dem Staat durchaus bewusst war, was hinter den Kulissen geschah. Vermutlich schritt er deshalb nicht direkt, sondern nur indirekt ein, um bei den Gemeinden keinen Sturm der Empörung auszulösen. Jeder, der in der Kirche tätig war, musste wissen, welcher Gefahr er sich gerade bei der Betreuung jüdischer Mitbürger aussetzte. Speziell die Haltung der Bekennenden Kirche zum Judentum wurde von den Staatsorganen immer wieder untersucht. So heißt es in einem Bericht des Sicherheitsdienstes (SD) von 1939: „Die Beziehungen der Bekenntnisfront zum Judentum kamen in gelegentlichen Äußerungen von Geistlichen immer wieder zum Ausdruck. So wurde beispielsweise von einem evangelischen Pfarrer die Gemeinde während des Gottesdienstes ermahnt, ‚für die christlichen Brüder aus dem Hause Israel zu beten‘. Die innerhalb der Kirche gebildete ‚kirchliche Hilfsstelle für evangelische Nichtarier‘ ist ein weiterer Beweis für die judenfreundliche Haltung und Einstellung der Bekennenden Kirche zur Rassenfrage. Trotzdem im ‚Stürmer‘ mehrfach evangelische Geistliche wegen der Vornahme von Judentaufen angeprangert sind, wurden solche Amtshandlungen doch nicht unterlassen.“ (Boberach, S. 343).

Es ist allgemein kaum bekannt, dass die Kirche seit der Machtergreifung der Nazis bedroht war, was Meiser zu einem ständigen Spagat zwischen Kirche und Staat zwang: So musste er zum Beispiel ab 1939 den Gemeindemitgliedern, deren männliche Angehörige an der Front waren, Hoffnung auf gesunde und siegreiche Rückkehr machen. Hätte er den Krieg öffentlich in der Kirche gebranntmarkt, wäre er wegen Wehrkraftzersetzung auf der Stelle verhaftet worden. Und wie hätten die Mütter und Ehefrauen derjenigen reagiert, von denen erwartet wurde, für das Vaterland ihr Leben zu lassen? Gleichzeitig durfte Meiser den Staat nicht verprellen, um die Existenz der Kirche in sich nicht zu gefährden. Wie mutig er aber dennoch vorging, lässt sich etwa aus einem Geleitwort ersehen, das er dem Buch „Evangelische Weihnacht“ (Berlin 1938) voranstellte. Damals, als die Machthaber das Weihnachtsfest durch das nordisch-germanische Julfest ersetzen wollten, fand Meiser folgende Worte: „Deutsches Volk, lass dir die Weihnacht nicht nehmen, denn mit ihr würdest du den Heiland verlieren und mit dem Heiland die Heimat und das Vaterhaus! Bring nach wie vor herbei, was du an Gaben des Gemütes und an Kräften der Seele besitzt, und schmücke das Fest, so gut du es immer vermagst…“ Solche Sätze öffentlich, etwa bei einer Predigt gesprochen, hatten nicht selten zur Folge, dass der, der solches zu sagen wagte, nach dem Gottesdienst von den Gestapospitzeln direkt verhaftet wurde. Man kann also Meiser durchaus Zivilcourage zuschreiben, und Carsten Nicolaisen urteilt abschließend: „Im Ganzen wird man Meiser sicher weniger den militanten, als den beharrenden Kräften zuordnen müssen.“ (Haberer, S. 54).

Im Mai 2006 tauchten im Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg zwei Dokumente auf, die Hans Meiser von dem Vorwurf des Antisemitismus gänzlich entlasten. Sie seien hier in ihrem Wortlaut wiedergegeben (die Ansicht der Originale findet sich in der Rubrik „DOKUMENTE“:

Am 16.2.1950 schreibt der Oberrabbiner von Bayern, Dr.Anton Ohrenstein, folgenden Glückwunschbrief an Landesbischof Meiser:

Sehr geehrter Herr Landesbischof!

Es ist mir ein inneres Bedürfnis, Ihnen am heutigen Tage zu Ihrem 69.Geburtstage, meine besten Wünsche zu übermitteln. Möge der Allmächtige Gott Sie der Menschheit noch lange erhalten.
In einer Zeit in der die Welt so arm ist an wirklichen Persönlichkeiten, empfindet man es ganz besonders, wenn man einer solchen Persönlichkeit wie Ihnen, begegnet. Ich hatte nun das Glück und bin dem Schicksal für diese Fügung besonders dankbar.
Indem ich Ihnen nochmals, sowohl im Namen meiner Gemeinden wie in meinem persönlichen, alles Gute zu Ihrem Festtage wünsche, bin ich

mit besten Grüßen
Ihr sehr ergebener (folgt Unterschrift: Ohrenstein)

Am 21.2.1950 antwortet Hans Meiser:

Sehr zu verehrender Herr Oberrabbiner!

Sie haben mir zu meinem Geburtstag mit so freundlichen Worten gratuliert und mir eine so prachtvolle Blumengabe übersandt, dass es mir ein aufrichtiges Bedürfnis ist, Ihnen dafür von ganzem Herzen zu danken. Ich sehe es nach wie vor als meine Aufgabe an, an der Überbrückung der Kluft zwischen den Anhängern des christlichen und des jüdischen Glaubens, die wir als Erbe einer bösen Vergangenheit überkommen haben, nach Kräften mitzuarbeiten, und ich danke es Ihnen, dass meine diesbezüglichen Bemühungen bei Ihnen einen so starken Widerhall finden.

Mit freundlicher Begrüßung
Ihr (folgt Unterschrift: D.Meiser) [D.steht für den theologischen Doktortitel]

Ende Juli 2006 wurde im Stadtarchiv Dachau ein Dokument entdeckt, das von der Friedhofsweihe für die Opfer des KZ Dachau, die Weihbischof Neuhäusler, Landesbischof Meiser und Oberrabbiner Dr.Ohrenstein am 16.12.1949 auf der „Etzenhauser Leiten“ abhielten, berichtet. Dort sagte Hans Meiser u.a. „…Wir denken daran, dass wir alle durch den Ungeist der Zeit, die zu diesen Gräbern geführt hat, mitschuldig geworden sind.“ Und der Oberrabbiner mahnte: „Wir sind hier zusammengekommen, um mit den Vertretern der beiden anderen Religionen der ganzen Welt zu zeigen, dass wir uns im Geist des Verzeihens verständigt haben, und dass wir uns nicht von der Hetze beirren oder leiten lassen, die man wegen dieser Gräber entfacht.“ (siehe auch „Dokumente“)

Ein weiteres Dokument aus dem Jahr 1945 ist äußerst bemerkenswert, weil man hier zum ersten Mal ein schriftliches Zeugnis von Hans Meiser selbst vorliegt, dass in den Jahren 1938-1945 „Menschen, die unter die Nürnberger Gesetze fielen“, seelsorgerische und materielle Hilfe zuteil wurde (siehe auch „Dokumente“)

Und schließlich schreibt Landesbischof Wurm in seinen „Erinnerungen“ zu seinem Protestschreiben gegen die Judenverfolgung (Juli 1943): In seinen „Erinnerungen“ schreibt Theophil Wurm: „Auf einer Sitzung der Kirchenleitung der Bekennenden Kirche im Juli 1943 in Berlin wurde angesichts des sich mehr und mehr verschärfenden Feldzugs gegen die Juden beschlossen, noch einmal bei der Reichsregierung einen kräftigen Vorstoß zu machen. Ich wurde mit der Ausführung beauftragt. Meiser wäre auch dazu bereit gewesen. Aber wir fanden es dann doch richtiger, das Schriftstück nur mit einer Unterschrift abgeben zu lassen. Es wird für alle Zeiten einen Beweis dafür erbringen, dass die evangelische Kirche gegenüber den Gräueln an den Juden und an den Einwohnern der besetzen Gebiete nicht stumm geblieben ist.“