Kein Wort zur Schuldfrage

Die Vorwürfe gegen Landesbischof Meiser


„Landesbischof Meiser äußerte sich nie zur Schuldfrage“

Von Hans Meiser sind nicht weniger als fünf Bekenntnisse zu seiner Schuld und Mitschuld an mangelndem Widerstand gegen das NS-Regime in einzelnen Fällen überliefert.

1) Mit dem Deutsch-Christlichen Reichsbischof Ludwig Müller kam es schon Ende 1933 zu heftigen Auseinandersetzungen. Dennoch unterstellte sich Meiser in einer Audienz bei Hitler am 25.1.1934 mit anderen lutherischen Bischöfen erneut Ludwig Müller. Schon wenige Tage danach sah er sein Fehlverhalten ein und bot Ende Januar dem Landessynodalausschuss unter Tränen seine Rücktritt an, was dieser ablehnte.

2) Einer der heftigsten Kritiker Meisers innerhalb der bayerischen Landeskirche war Pfarrer Karl Steinbauer. Auf einer Pfarrerversammlung am 1.2.1934 in Nürnberg bezichtigte er den Landesbischof mit harten Worten, das Bekenntnis, die Kirche und Christus verleugnet zu haben. Bei einem Briefwechsel im Juli 1938 kam er auf dieses Geschehen noch einmal zurück und entschuldigte sich bei Meiser dafür, dass er seine Meinung damals nicht „in manierlicher Form“ gesagt habe. Der Bischof akzeptiert diese Entschuldigung und räumt seinerseits ein, „Dass dieses kirchliche Handeln in unseren Tagen aus Ängstlichkeit erfolgt und dadurch zum Fehlhandeln wird, empfinde ich mit Ihnen schmerzlich genug und dass mehr Sieghaftigkeit des Glaubens unserem Handeln oft eine ganz andere Richtung und einen ganz anderen Nachdruck verlieh, weiß ich wohl.“

3) Mit anderen kirchenleitenden Persönlichkeiten unterzeichnete Meiser das Stuttgarter Schuldbekenntnis vom Oktober 1945, in dem es u.a. heißt: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“

4) In der ersten bayerischen Landessynode nach dem 2.Weltkrieg im Juli 1946 gab Meiser einen Rückblick auf den Kirchenkampf im Dritten Reich. Dabei führt er u.a. aus: „Dafür kann ich mich nicht entschuldigen, dass wir nicht alle im KZ waren. Vielleicht waren wir zu zaghaft, unsere Gegner herauszufordern, vielleicht aber lag es auch daran, dass unsere Gemeinden uns geschützt haben.“

5) Bei der ersten Zusammenkunft des Exekutivausschusses des Lutherischen Weltbundes 1947 im schwedischen Lund bat Meiser die Bischöfe der ehemals feindlichen Staaten um Vergebung für die Untaten, die durch Deutsche in ihren Ländern begangen worden waren. Erst durch Meisers Bitte wurde die Kontaktaufnahme zwischen den lutherischen Kirchen Deutschlands und den auswärtigen Kirchen wieder möglich. Beim ökumenischen Treffen in Uppsala 1946 sagte Meiser: „Der Zusammenbruch ist uns zu einer religiösen Erfahrung geworden. Wir dürfen nicht die Sünden der anderen bekennen, sondern nur unsere eigenen. Wir nehmen alles als ein Gericht Gottes hin, weil unser Volk die Juden so schlecht behandelt hat…Ihr könnt uns glauben, dass es uns mit unserem Stuttgarter Schuldbekenntnis tiefer Ernst war…Wir können nur bitten, dass Ihr das Unrecht vergeben wollt, das wir begangen haben.“

6) Bei der mit Oberrabbiner Aron Ohrenstein und Weihbischof Johann Neuhäußler gemeinsam durchgeführten Friedhofsweihe auf der Etzenhauser Leiten für die Opfer des KZ Dachau erklärte er im Dezember 1949: „Wir denken daran, dass wir alle durch den Ungeist der Zeit, der zu diesen Gräbern geführt hat, mitschuldig geworden sind. Das Kreuz steht über uns allen. Wer aber von uns ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Wir beugen uns vor dem Gericht Gottes. Es wird auch die noch treffen, welche die Gerechtigkeit noch nicht erreicht hat.“ Und Aron Ohrenstein sagte: Wir sind hier zusammengekommen, um mit den Vertretern der beiden anderen Religionen der ganzen Welt zu zeigen, dass wir uns im Geist des Verzeihens verständigt haben, und dass wir uns nicht von der Hetze beirren oder leiten lassen, die man wegen dieser Gräber entfacht.“