Sympathisieren mit den Nazis

Die Vorwürfe gegen Landesbischof Meiser


„Landesbischof Meiser war Nazi-Sympathisant“

(SA-Spalier bei der Amtseinführung, Verpflichtung der Pfarrer auf den Hitler-Gruß, Vereidigung der Pfarrer auf Hitler etc.)

In manchen Medien wird Landesbischof Meiser als „Nazi“ oder „Nazi-Sympathisant“ bezeichnet. Diese Ansicht ist falsch. Eine solche Charakterisierung verkennt die ambivalente Haltung Meisers im Dritten Reich. Als lutherischer Christ sah er sich dem biblischen Wort aus Röm.13, 1 verpflichtet: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat; denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott verordnet.“ Die von ihm immer wieder gezeigte Loyalität gegenüber dem Regime hatte im Wesentlichen zwei Gründe: Meiser erhoffte sich mit der großen Mehrheit des deutschen Volkes den ersehnten Kampf gegen den Kommunismus, der seinerseits den Kampf gegen Christentum und Kirche in seinem ideologischen und politischen Programm hatte, was er während der Russischen Revolution 1917/18 in unsagbaren Gräueln gegen die orthodoxen und evangelischen Christen in Russland (vor allem im Baltikum) umsetzte. Die Teilnahme von NS-Formationen bei Meisers Amtseinführung in Nürnberg war nicht von ihm veranlasst, sondern der Staat bemühte sich in dieser Zeit noch um ein gutes Verhältnis zu Kirche. Bei der Entscheidung Meisers bezüglich des Hitler-Grußes vor dem Religionsunterricht stand Meiser vor der Option, entweder bei Unterlassung des Hitler-Grußes das Verbot des Religionsunterrichts hinnehmen zu müssen oder bei der Befolgung der staatlichen Anweisung den Hitlergruß vor dem Religionsunterricht durchzuführen, den Unterricht zu erhalten. Damit ist auch der zweite Grund für Meisers Loyalität angesprochen. Es ging ihm um eine möglichst breite Effizienz des kirchlichen Lebens in Bayern. An dieser Stelle muss gefragt werden: Wäre durch harte Konfrontation mit dem Staat eine „zerstörte“ Landeskirche wünschenswerter gewesen? Andererseits war Meiser dem NS-Staat gegenüber nicht nur ein „Lavierer“: Das beweisen die Kampfmaßnahmen des Regimes gegen ihn: Oktober 1934 Hausarrest, Januar 1937 Predigtverbot durch den Thüringischen Ministerpräsidenten in Erfurt. Mai 1937 Ausweisung aus Thüringen. Der Gauleiter von Sachsen teilt ihm mit, dass seine Anwesenheit in Sachsen „unerwünscht“ sei. Im Jahr 1938 laufen vier Strafmaßnahmen gegen ihn. Er sah auch klar in die Zukunft: Am 30.1.1933 erklärte er in einem Kommentar zur „Machtübernahme“ Hitlers seiner Familie: „Das gibt Krieg“. Zahlreich sind seine Proteste gegenüber führenden Männern des Systems: Ministerpräsident Siebert in Bayern, Reichsminister Frick, Gürtner, Kerrl, bei Göring für die Entlassung Niemöllers aus der KZ-Haft, Juni 1936 Einsatz für die Haftentlassung von Pfarrer Steinbauer in Penzberg, am 23.2.1940 bei Reichsstatthalter Ritter von Epp Protest gegen die Euthansiemaßnahmen des Staates in Neuendetttelsau und schließlich seine Auseinandersetzung mit Hitler am 13.3.1934, in der er dem „Führer“ „Allergetreueste Opposition“ ankündigte, worauf er von diesem als „Volksfeind und Vaterlandsverräter“ beschimpft wurde. Seiner Familie gegenüber brachte er immer wieder einen Witz ins Spiel: „Was ist der Unterschied zwischen einem Hering und Hitler? – Gar keiner! Beide haben kein Gehirn und ein großes Maul!“ Meiser hat damals sein Leben aufs Spiel gesetzt, weil Hitler nur das Wort „Opposition“ hörte und es bekannt war, wie er mit Opponenten umging. Meiser hatte kein Parteibuch und wurde von den Amerikanern nach dem Krieg beim Thema Entnazifizierung als „nicht betroffen“ eingestuft. Seine Haltung brachte Hitler dessen „einzige innenpolitische Niederlage“ (Landesbischof Wurm) bei. Es gibt mehrere Arten des Widerstandes. Auch defensive Opposition ist Widerstand.